Rennbericht vom 9. Rennen 2012 von Elmar Deegener
Rennbericht: VLN 29.09.2012
„Durchwachsen“
Als durchwachsen bezeichnet man
umgangssprachlich eine Situation von eher mittelmäßiger Qualität. Einigen Höhepunkten
folgen immer wieder Tiefschläge. Die Situation ist nicht stabil und Ergebnisse
oder Zustände nur schwer vorhersehbar.
Genau das beschreibt unsere Saison
2012 !!! Wir fassen diesen Zustand einfach mit dem Wort „mittelprächtig“
zusammen.
Die VLN 2012 hatte für uns so
vielversprechend begonnen. Wir hatten uns schon den ganzen Winter auf unser
neues Auto, einen AUDI TTRS, gefreut. Ein Auto, mit dem Top Ten Platzierungen möglich
sein sollten. Eine kontinuierliche Steigerung gegenüber den letzten Jahren.
Und die Saison begann genauso, wie wir
uns das vorgestellt hatten. Im Ersten Rennen gleich Platz 8 im Gesamtklassement
!!!
Der erste Dämpfer dann 2 Wochen später.
Mit tollen Rundenzeiten waren wir klar in Richtung Top Ten unterwegs, dann in
Runde 15 Ausfall. Schaden im Antriebsstrang.
Der 13. Platz im Rennen 3 war dem
Abbruch geschuldet. Wir konnten den Vorteil der 2-Stopp-Strategie nicht optimal
umsetzten. Trotzdem ein gutes Ergebnis.
Ab dann nahm das Schicksal seinen
Lauf. Keine vernünftige Ankunft mehr in allen folgenden Rennen !!! Weder 24H
noch VLN, es war wie verhext. Der Gott der Antriebstechnik hatte sich von uns
abgewendet. Es war schlicht zum Verzweifeln.
Vor 4 Wochen konnte ich leider nicht
antreten. Meine Frau Linda hatten einen „wichtigen“ Geburtstag und wir waren
mit der ganzen Familie (4Generationen) zum Feiern an der Ostsee.
Das Team hatte noch einmal alle
Register gezogen um den Technikgott doch noch friedlich zu stimmen und…oh
Wunder…er schien uns erhört zu haben. Christoph Breuer und Patrik Kaiser
konnten das Rennen durchfahren !!! Kaum zu glauben !!!
Christoph fuhr mit einer 8.31min. Zeit unsere bisher schnellste Rennrunde
und hätte Patrik in seinem letzten Stint nicht Probleme mit seinem Asthma
bekommen, hätten die beiden den 16.Platz sicher noch verbessern können.
Aber wichtig war, das Auto hatte
durchgehalten und seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt.
Das Rennwochenende 29.09. rückte näher.
Unsere treuen Fans, Manfred und Thomas vom Streckenposten
129 hatten uns schon eine aufmunternde Mail geschrieben. Und für unsere
Webside-Experten und „Edelfans“ Thorsten und Hartmut Haas hatte ich ja etwas
ganz besonderes geplant. Am Freitag stand mal wieder eine „Mitfahrt“ im TTRS
an !!!
Die Wetteraussichten für´s
Wochenende waren „durchwachsen“. Überwiegend trocken aber kleine
Regenschauer nicht ausgeschlossen.
Kein Rennfahrer mag diese
„Unvorhersehbarkeit“. Entweder
trocken oder nass, alles andere ist Lotterie und Glück.
Auch mein Gesundheitszustand war
„durchwachsen“. Am letzten Urlaubstag vor 3 Wochen war ich von der Leiter
gefallen und hatte mich am Rücken verletzt. Positiv war bei dem Ganzen nur,
dass es mir im Sitzen am besten ging. Ich vertraute also voll auf unseren guten
RECARO Sitz, mit dem würde es schon gehen.
Die „Mitfahrt“ am Freitag war für
Thorsten und Hartmut wieder ein tolles Ereignis. Sie konnten live miterleben,
wie der TTRS geht und das es wenige Autos gibt, die wir ziehen lassen müssen.
Samstag Morgen, Fahrerbesprechung.
Diesmal nicht nur Routine. Um die Sicherheit bei den Rennen auf der Nordschleife
weiter zu verbessern, hatte man die Regeln für die Gelbphasen
präzisiert.
Bei „Doppelgelb“, also Situationen
mit hohem Gefahrenpotential, darf eine Geschwindigkeit von 60 Km/h nicht überschritten
werden. Das ist exakt die Geschwindigkeit der „Speed-Limiter“, über die ja
insbesondere die schnelleren Autos verfügen.
Die Begeisterung war geteilt und
obwohl die Sache mit den Teamchefs der verschiedenen Rennteams schon besprochen
war, hatten einige Fahrer doch noch intensiven Diskussionsbedarf. Und das Rennen
später hat gezeigt, dass die Lösung in die richtige Richtung geht, an der
optimalen Umsetzung aber noch gearbeitet werden muss. Einfach gelb, einfach
geschwenkt gelb und doppelt gelb, das scheint sowohl für die Fahrer aber auch für
die Streckenposten nicht immer ganz klar zu sein.
„Never
change a winning strategy“. Also war ich wieder der “Schnüffelhund”,
der die Strecke als erster erkunden sollte. Schon bei der Ausfahrt auf die
Nordschleife hatte leichter Nieselregen die Strecke rutschig gemacht. Man war
also vorgewarnt….sollte man meinen. Einige schienen aber schon in der ersten
Runde der Qualifikation das Rennen gewinnen zu wollen.
Die Strecke erinnerte eher an einen Schrottplatz als an eine Rennpiste,
kaum eine Kurve ohne Einschlag. Schade um die schönen Autos.
Bei Jürgen lief es dann schon wieder
normal und Christoph hatte sich für heute etwas ganz besonderes vorgenommen.
Endlich unter 8.30 min.!!!
Und mit 8.26min. knallt er eine Runde
hin, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Eine solche Zeit mit Frontantrieb
ohne Qualifikationsreifen und gerade mal 385 PS ist Weltklasse !!!
Besser könnte der Rennsamstag nicht
beginnen !!!
Auch das Rennen sollte genau so
ablaufen wie immer. Jürgen den Start, ich dann den Mittelturn und Christoph den
Schluss.
Mit der Hammerzeit von Christoph waren
wir natürlich Erster in der zweiten Startgruppe. Gute Ausgangsposition um das
Ziel Top Ten in Angriff zu nehmen.
Der Start verlief leider gar nicht
nach Plan. Als Jürgen als Führender hinter dem Pace-Car auf die Start/Ziel
Gerade kam, war die Startampel aus. Eigentlich sollten die Lampen rot leuchten,
aber da leuchtete nichts. Bevor Jürgen sich sortiert hatte, schossen die
anderen TTRS von Adam Osieka und Patrik Kaiser schon an ihm vorbei. Da ging die
Ampel auf rot und gleich wieder aus…..na ja, liebe Rennleitung, das scheint
kein optimaler Ablauf gewesen zu sein.
Schon in der Mercedes-Arena dreht sich
der Führende Adam Osieka ins Aus. Jürgen ist nun wider zweiter und hängt im
Diffusor von Patrik. In der Bit Kurve dann die „Fast-Katastrophe“. Auch
Patrik verliert die Hinterachse, dreht sich Zentimeter vor unserem TTRS ins
Kiesbett. Jürgen reagiert geistesgegenwärtig und kann den Zusammenstoß grade
noch verhindern, dreht sich aber rechts von der Strecke. Sekunden der
Ungewissheit…. Ist das Auto ok? Geht es weiter? Oder hat uns das Glück schon
in der ersten Runde verlassen?
Jürgen kann den Motor wieder starten.
Auto ok, aber eine Minute verloren. Das halbe Feld der Gruppe 2 ist vorbei
gezogen. Adam Osieka und Patrik Kaiser konnten ihre Autos deutlich schneller
wieder ins Rennen bringen. Wir waren also in der Rolle der Verfolger.
Jürgen holte Position für Position
auf. Konnte kurz vor dem Wechsel an Patrik Kaiser vorbeigehen und hatte den
Abstand zu Adam Osieka auf 18 Sek. Verkürzt. Adam ging mit dem FH-Köln TTRS
eine Runde früher zum Stopp. Wir fuhren eine Benzin sparende Einstellung und
blieben eine Runde länger draußen. Bei
der FH war Horst von Saurma-Jeltsch am Steuer. Host hat mich mit seiner tollen
Zeitschrift SPORT AUTO und dem einmaligen SUPERTEST im Jahr 2000 zum
Nordschleifen Fan gemacht. Er ist „so zu sagen mein Meister“. Und für den
Schüler gibt es nichts motivierenderes, als den Meister zu übertreffen.
Jürgen kommt an die Box. Ich bin
bereit, die Aufholjagt fortzuführen. Das Boxenteam macht einen super Job. Die
Crew um Thomas Class gibt alles. Obwohl eine Runde länger als die FH, bin ich
18 Sec. früher aus der Box. Hitchcock hätte die Dramaturgie nicht besser wählen
können. Ich komme direkt vor Horst auf die Piste. Der Splitter seines TTRS hängt
in meinem Diffusor. Meister gegen Schüler auf exakt dem gleichen Auto. Meine
Chance zu zeigen, was ich in den letzten 12 Jahren Nordschleife gelernt habe. Es
gelingt mir bei den nächsten Überholmanövern etwas Luft zu bekommen. Im Rückspiegel
sehe ich, wie sich Horst mit dem Scirocco mit der 330 (Führende in der VLN)
„beschäftigt“. Meine Chance !!!! Schnell kann ich einen Vorsprung
herausfahren. Das Auto liegt perfekt alles im “Grünen Bereich“. Erste Runde
5 Sekunden Vorsprung. 2 Runde 11 Sekunden. Geschafft !!! Genügend Luft um nun
an der Perfektion zu feilen. In jeder Runde werden einige Kurven im „Extrem“
genommen. Ganz später Bremspunkt. Trotzdem mit dem maximalen Speed
einlenken…rausbeschleunigen…Vollgas durch die Gänge.
Im Mittelturn ist der Verkehr
gewaltig. Das Feld hat sich gleichmäßig über die 25 Km verteilt. Kaum ein
Abschnitt ohne Überholvorgänge. Sehr viele Gelbphasen und dann natürlich die
neue Regel bei Doppel-Gelb-geschwenkt. Klappt leider noch nicht so gut. Alle
geben sich große Mühe. Und bei Doppel-Gelb halten sich auch alle an die
vorgegebenen 60Km/h. Aber was ist bei einer gelben Flagge die geschwenkt wird?
Die Fahrer verhalten sich unterschiedlich und das führt zu gefährlichen
Situationen. Da muss das Regelwerk noch präzisiert werden.
Zurück zum Rennen. Ich fahre einen
Fehler freien Stint. Als ich an Christoph übergebe sind wir sensationeller 8 im
Gesamt !!! Auf meinen Meister konnte ich 75 Sek. gutmachen, sicher auch ein
wenig Glück bei den Gelbphasen, aber ein wenig stolz bin ich schon.
Christoph lässt nichts mehr
anbrennen. Mit einem perfekten Schlussturn fährt er das Ergebnis nach Hause.
Puh…ein Mühlstein fällt uns von den Schultern. Endlich mal wieder ein
erfolgreicher Abschluss. Platz 8 Im Gesamt ist super und ohne die Minute Verlust
in der Startrunde wäre es sogar der 6 Platz gewesen !!! Sensationell !!!
Mein Meister Horst hatte weniger Glück.
Er konnte das Auto noch an Daniela Schmitt übergeben. Der TTRS der FH-Köln
viel aber kurze Zeit später aus… Mit Problemen im Antriebsstrang. Der
Technikgott hatte diesmal mit uns ein Einsehen. Die Saison entwickelte sich für
uns vom Zustand „Durchwachsen“
in Richtung „Sonnig“.
Gott sei Dank !!!
Elmar Deegener
30.09.2012