Rennbericht die 2te:
(von Elmar Deegener)
Beim
ersten Rennen hatte ich ja das Qualy im wahrsten Sinne des Wortes fast
verschlafen. Beim 2ten Rennen Motivation hellwach zu sein.
Die
Fahrerbesprechung im Mediacenter ist „normal“ verlaufen. Zu Beginn wurden
einige sehr kritische Unfallsituationen aus der letzten Saison eingespielt, bei
denen die „Gelben Fahnen“ einfach ignoriert wurden. In der Folge führte
dies zu extrem kritischen Situationen für die Verunfallten, aber auch für die
Helfer und Streckenposten. Als Fahrer habe ich mich fast für diese Situationen
geschämt, auch wenn ich selbst nicht beteiligt war. Aber es ist eine Schande
sich so unverantwortlich zu verhalten; man bringt hier die Gesundheit oder gar
das Leben anderer in Gefahr.
Im
ersten Rennen vor zwei Wochen lief, Gott sei Dank, alles im grünen Bereich.
Wir, die Fahrer, wurden sogar für unser extrem diszipliniertes Verhalten
gelobt. So sollten wir die Saison weiter angehen !!!
Wie
immer in den letzten Jahren bin ich der erste im Qualy. Als „Schnüffelhund“
erkunde ich Streckenzustand und Auto. Heute ist meine Aufgabe besonders wichtig,
denn heute sind wir zu viert……. Vier Fahrer für ein vier Stunden Rennen,
was soll das denn? Jaaaaaaaaaaaaa, gute Frage!!! Antwort: In 6 Wochen ist 24H
und darauf wollen wir uns optimal vorbereiten. Außergewöhnlich, aber in
Hinblick auf den Jahreshöhepunkt und immer auch noch einen kleinen Blick auf
die Meisterschaft, die einzige Möglichkeit. Da wir aus dem letzten Rennen ,
wegen des Abbruchs, noch nicht genügend Informationen über den Verbrauch
sammeln konnten, hatten wir sowieso einen 3ten Stop eingeplant. Wir haben die
Turns so aufgeteilt, dass der letzte Stop auch für einen Fahrerwechsel reicht.
Wie man sieht, wir denken an alles. Selbst das schnelle Fahrerwechseln haben wir
geübt. Bei Raeder überlassen wir nichts dem Zufall. Wer vorne mitfahren will, muss
an alles denken. Und…“Erfahrung ist die Summe der gemachten Fehler“…und
wir haben in den letzten 11 Jahren verdammt viel Erfahrung gesammelt, ha, ha,
ha.
Unser
4te Man ist Stefan Landmann aus Östereich. Stefan ist ein richtiger Glücksfall
für uns. Denn, wir hatten schon fest mit Wolfgang Haugg geplant, mit dem wir ja
schon 2 tolle 24H Rennen bestritten haben. Aber Wolfgang ist wegen einer
wichtigen Familienfeier in diesem Jahr leider nicht verfügbar.
Nach
einem Tag der Ratlosigkeit halfen die guten Beziehungen von Nicki Raeder dann
schnell weiter.Die Entscheidung für Stefan
war einfach und einstimmig. Was waren die Gründe für diese
Entscheidung?
1.
Stefan
ist Östereicherà
ich bin „Halböstereicher“ meine Mutter kommt aus Klagenfurt.
2.
Steffan
hat am gleichen Tag Geburtstag, wie mein Vater, nämlich am 09.09 !!!
3.
Stefan
kann Mini Fahren, mein erstes Auto war ein Mini.
Spass
bei Seite…..es sind natürlich ganz andere Kriterien, die ausschlaggebend
waren.
1.
Stefan
passt fantastisch als Mensch in unser Team. Er ist zurückhaltend, aber
selbstbewusst und mit 25Jahren nun der Jüngste im Fahrerquartett.
2.
Er
hat sich Jahr für Jahr als Rennfahrer gesteigert. Kart, Clio, Mini…GT Masters
à
Höhepunkt…der Sieg in Hockenheim 2011 !!!
3.
Steffan
hat was in der Birne. 2011 schloss
er erfolgreich sein BWL-Studium in Insbruck ab.
Und
heute sollte Stefan als 2ter ins Qualy und ich sollte dafür als erster die
Informationen liefern. Deshalb heute etwas ausführlicher.
Bei
der Strecke kommt es auf jede Kurve an. Bei morgendlichen Bedingungen gibt es da
einiges, das man sich merken muss. Jede Kurve hat ihre Eigenart. Auch wenn es
grundsätzlich trocken ist, können einige Kurven doch sehr kritisch sein.
Gerade in den tiefer gelegenen Bereichen hält sich die Feuchtigkeit der Nacht
noch lange. Lauda-Kurve oder Bergwerk können da richtig tückisch werden. Der
Name „Grüne Hölle“ kommt nicht von ungefähr. Man sollte sich gerade im Frühjahr,
wenn alles wieder grün wird, von der Romantik der Landschaft nicht einlullen
lassen. Wer hier nicht hellwach ist, der findet sich schnell in der Leitplanke
wieder.
Zurück
zur Strecke. Der Grand Prix Kurs bietet immer eine gute Gelegenheit das Auto im
Grenzbereich zu studieren, bevor man auf die Nordschleife abbiegt. Man fährt
aus der Box ja erst mal eine Runde Grand Prix Kurs, damit beim Überqueren der
Start/Ziel Linie die Zeit genommen werden kann. Ist man noch nicht zufrieden mit
dem Eindruck den man aus der Einführungsrunde mitgenommen hat, hängt man noch
eine 2te Runde Grand Prix Kurs dran, sicher ist sicher.
Wie
gesagt, auf dem Grand Prix gibt man schon richtig Gas. Die Auslaufzonen sind groß.
Sollte man mal von der Strecke abkommen, hält sich der Schaden meistens in
Grenzen. Aber zu wild bringt bei unserem TTRS auch nichts. Um das Drehmoment nur
über den Frontantrieb auf die Straße zu bringen, verfügt unser Renner über
ASR. Geht es zu wild über die Curbs, wird man durch das ASR gnadenlos
eingebremst. ASR ist sicher hilfreich; richtig schnell ist man aber nur, wenn
man es möglichst nicht braucht. Die
erste Herausforderung kommt schon Ausfahrt Mercedes-Arena. Der Curb ist niedrig
genug aber immer noch zu „holprig“ für unseren TTRS.
Dafür geht es dann in der RTL-Kurve um so besser. Hier geht es fast mit
der gesamten Fahrzeugbreite über die sehr flache Streckenbegrenzung.
Auf dem Grand Prix gut warm gefahren biegt man gerne auf die Nordschleife ab. Die nächste Frage Curb ja oder nein gibt es dann in Hatzenbach. Seitdem die Curbs hier erhöht wurden, bin ich immer hin und her gerissen, ob ich in der Letzten-Rechts den Curb jetzt nehme oder nicht. Meistens entscheide ich mich dagegen, um das Auto zu schonen. Diese Frage ist in Hoheneichen überflüssig. Hier geht die Eingang-Rechts immer über den Curb um möglichst viel Schwung mitzunehmen über die Quiddelbacher-Höhe auf die Anfahrt-Flugplatz. Trotz der 73 Kurven auf der Nordschleife lassen sich die „Curb-Kurven“ nun an einer Hand aufzählen. Nach der Fuchsröhre, die sehr schnelle Links-Kurve, Wippermann Links-Rechts-Kombination, Ausgang Eiskurve (nur im Notfall) und last and least die Hohenrain-Schikane (im Notfall). Wenn man die Namen der einzelnen Kurven im Kopf hat, kann man sich die jeweilige Situation jeder Kurve auch wieder gut in Erinnerung rufen. Deshalb habe ich vor 11 Jahren, als ich mit dem Motorsport auf der Nordschleife angefangen habe, auch erst mal die Strecke auswendig gelernt, bevor ich überhaupt eine Runde gefahren bin. Mir hat es sehr geholfen.
Also
heute war die Situation auf der Strecke sehr überschaubar. Die Verhältnisse
waren „eindeutig“. Deshalb konnte ich es auch bei einer Runde bewenden
lassen. Es warteten ja noch 3 weitere Fahrer.Die gesamte Strecke war trocken,
keine Besonderheiten. Und jetzt war
es Zeit, diese „Eindeutigkeit“ auch gnadenlos in Erfolge umzumünzen. Wir
haben alles was man dazu benötigt. Ein tolles Team, ein super Auto und eine
sehr schnelle und zuverlässige Fahrercrew. Und wir haben Spaß…. einen riesen
Spaß… der genauso wichtig ist wie der Erfolg … oder eigentlich noch
wichtiger. Denn wir sind Amateure und unsere Rennwochenenden sind unser Hobby
und ein Hobby sollte in erster Linie Spaß &Freude machen.
Und
Stefan ließ sich nicht zweimal bitten. In seiner 2ten Runde brannte er eine
8.32 min in die Strecke. Position 9 im Qualy , sensationell !!!! Selbst Stefans
Papa Gerhard, sonst immer ruhig und im Hintergrund, sprüht der Stolz und die
Freude über den tollen Einstieg seines Sohnes aus den Augen. Jetzt hießt es
Daumendrücken. Können wir diese Position halten bis zum Ende des Qualy? Das wäre
ja traumhaft, bedeutet dies doch die blaue Blinkleuchte für´s 24h.
…. Es begann in gewissen Streckenabschnitten zu regnen. Kein Wetter für
schnelle Runden. Der Glücksgott meinte es gut mit uns !!! 3-2-1 meins !!!!
Juhu, super, klasse, wir haben die
„Blaue Wunderlampe“ !!!!
Nun
konnte das Rennen kommen:
Die
Reihenfolge wurde wegen Stefan angepasst. Jürgen fuhr den Start, Stefan Turn 2,
damit er auch sicher zum Fahren kam, ich dann Turn 3 und zum Schluss Christoph.
Das
Eifelwetter zeigte sich wieder mal von seiner unberechenbaren Seite. Bei
Start/Ziel sah alles noch sonnig und unkompliziert aus. Aber ein Blick nach
rechts und links zeigte dunkle Regenwolken. Wir entschieden uns für“ Intermediates“
auf der Hinterachse, damit das Heck immer möglichst stabil blieb.
Jürgen
konnte seine Position 1 der 2ten Startgruppe erfolgreich verteidigen. Aber Adam
Osieka, mit dem FH Köln TTRS, setzte
ihn Runde für Runde unter Druck. Nach 7 Runden war Fahrerwechsel und ich
glaube, diesmal war Jürgen froh, dass er an Stefan übergeben konnte, denn die
7 Runden hatten es in sich. Ständig wechselnde Bedingungen, langsamere
Fahrzeuge deren Fahrer von den Verhältnissen schlicht überfordert waren und
das Überholen zum Lotteriespiel machten. Aber
am Ende stand unser Baby wieder zum Fahrerwechsel an der Box…ohne einen
Kratzer abbekommen zu haben. Super gemacht, Jürgen !!!
Durch
den früheren Wechsel hatten wir uns so um die 15. Position eingependelt. Mit
den Rundenzeiten, die Stefan jetzt fuhr, ging es immer weiter nach vorne. Zum
2ten in unserer Klasse, dem FH Köln TTRS, war der Vorsprung schon auf über 3
Minuten angewachsen. Stefan fuhr wie ein Uhrwerk. Jede Runde schnell und sicher.
Mit Christoph hatte ich schon die folgenden Wechsel geplant, wir wollten nichts
dem Zufall überlassen. Es war auch wichtig, dass Christoph endlich zum Fahren
kam, nachdem er, wegen des Rennabbruchs vor 2 Wochen, nicht zum Einsatz gekommen
war.
Aber
dann kommt doch alles anders, als man es geplant hat. Stefan hatte gerade als
13. Im Gesamt seine 15te Runde begonnen, da kam die Hiobsbotschaft:“ Stefan
steht ohne Vortrieb auf dem Grand Prix Kurs“
Antriebswelle oder Getriebe ?!.... Das Team rückt aus, aufgegeben wird
erst, wenn nichts mehr geht !!! Aber die Diagnose in der Box bestätigt,
…Getriebe…, da geht in dem Rennen wirklich nichts mehr. Scheibenkleister !!!
ärger, ärger, ärger. Schade. Aber
am Ende bleibt die „Blaue Wunderlampe“ !!!! Und der Spaß und die Freude mit
dem Team und unserem neuen 4ten Man,…Stefan Landmann und seinem Papa Gerhard.
Bis in 14 Tagen, euer Elmar