Persönlicher Rennbericht von Elmar Deegener:

 

2012 - VLN Rennen 1:  

In der letzten Woche, bei der Test-& Einstellfahrt, hatten wir heftige Frühlingsgefühle. Die Sonne verbreitete schon sommerliche Temperaturen. Aber auch unser neuer Dienstwagen hatte alles, um Blutdruck und Temperatur deutlich steigen zu lassen.

Audi TTRS, ein Rennwagen wie aus dem Ei gepellt.

Schon im letzten Jahr hat er sein Leistungsvermögen unter Beweis gestellt. In den Händen von Profis, wie Michael Ammermüller, Frank Biela und Christian Hohenadel, hat er bewiesen, dass er mit den Besten der Besten mithalten kann….wenn das Wetter stimmt.

Das Lieblingswetter des Audi ist R e g e n. Wasser in jeder Form. Nieselnd oder in Sturzbächen, egal, Hauptsache nass !!!

Der Samstagmorgen sah also gar nicht so schlecht aus. Der Wecker hatte mich sanft aus den Träumen gerissen. Erst mal die Vorhänge in meinem Hotelzimmer aufziehen und Wetteranalyse. Sieht doch gut aus…alles feucht. Also erst mal unter die Dusche, dann schön Frühstück, der Rest kommt dann automatisch.

Die Dusche hat wirklich gut getan. Als ich gerade beim anziehen bin, klingelt mein Hoteltelefon.  Wer ruft mich denn da an?!

Es ist Ines von Team Raeder Motorsport, sie ist besorgt, weil doch gleich die Fahrerbesprechung los geht und ich bin noch nicht da!!! Ups, verpennt. Sommerzeit. Wecker noch auf Winterzeit, oh ha, jetzt aber los. Kein Frühstück, Gemütlichkeit ade, Blutdruck oben, na, der Tag fängt doch gut an.

Ich schaffe noch alles auf dem letzten Drücker und bin, wie immer, der erste beim Qualy. Das erste mal mit Regenreifen. Auto fühlt sich gut an. Aber ob ich schnell bin? Keine Ahnung, ist aber auch egal, das Auto macht einen gigantischen Spaß!!! Erste Runde, Platz 6 im Gesamt!!! Na, geht doch. Jürgen setzt dann in seinem Turn noch einen drauf, Platz 1 im Quali, sensationell!!! Dann wird es aber trockener und die Konkurrenz mit den vielen PS zieht vorbei, da haben wir mit unseren 385 PS keine Chance. Christoph stellt den TTRS dann auf Startplatz 17. Nicht schlecht, wenn man sich die Autos und Fahrer vor und hinter uns anschaut. Vor uns Pedro Lamy im BMW Z4 Coupe, hinter uns Nicola Larini im Super Ferrari P4/P5 Competezione. Wenn das keine Nachbarschaft ist. Und wir „Amateure“ mittendrin mit unserem frontgeriebenen AUDI TTRS. Ein gutes  Gefühl, wenn ich ehrlich bin.

 

Im Rennen dann die Strategie wie schon in den beiden letzten Jahren („never change a winning strategy“). Jürgen fährt den Start, ich fahre den 2ten Turn, Christoph macht den Sack zu. Eigentlich ganz einfach.

Wir sind die Nummer 1 in der 2ten Startgruppe. Jürgen startet souverän. Er behält seine Führung und baut seinen Vorsprung immer weiter aus. In Runde 2 dann eine 8.37 min. Einfach klasse; erstes Rennen mit dem Auto, 2te Runde und dann eine 8.37 min. Ab der 3ten Runde kommt dann der Verkehr. Man Schließt auf die Langsamen der ersten Startgruppe auf und kämpft sich weiter nach vorne. Die Zeiten werden wegen der vielen Überholmanöver natürlich langsamer, sind aber immer noch top.

Nach 8 Runden dann der Pitstop und Fahrerwechsel. Schon 5 Minuten vorher war ich startklar. Nicht schon wieder verschlafen!!! Jürgen hatte das Auto schon auf die 12.Position vorgefahren, einfach klasse.

Vollgetankt nehme ich den 2ten Turn in Angriff. Auslaufrunde von 11.18 min., damit gehören wir zu den Top Teams. Das Boxencrew hat perfekt gearbeitet, keine Sekunde verloren, alles perfekt. Thomas Claas hat seine Mannschaft optimal vorbereitet. Die Teamchefs Nicki und Martin Raeder sind mehr als zufrieden. Aber auch meine Fahrzeiten sind Grund zur Freude. Auslaufrunde top, 2te Runde 8.43 min. im Verkehr, nicht schlecht Herr Specht. In Runde 13 beginnt es zu nieseln. Der TTRS ist in seinem Element. Einige der anderen Autos scheinen zu stehen.. Unser Fronttriebler fährt in einer anderen Physik. Das Nieseln wird stärker. Jetzt wird auch der Audi tricky. Gerade überlege ich was ich machen soll, erreicht mich der Funkspruch von Thomas Claas. Das hinter uns liegende Schwesterauto von Heinz Schmersal ist in der Box und zieht Regenreifen auf, eine gute Entscheidung. Mit immer wieder durchdrehenden Vorderreifen  heize ich über die Döttinger Höhe. 250 Km/h mit Slicks bei Niesel, nicht einfach, aber geht. Jetzt schön piano die Tiergarten und Hohenrain Schikane. Super durchgekommen. Jetzt Einfahrt Boxengasse, auf Tempo achten, max.60Km/h, die Regenreifen warten schon. Ich habe die Box genau informiert. Sie steht schon bereit mit den Schlagschraubern und dem schwarzen Gummi von Michelin.

Alles läuft wieder perfekt. Reifen gewechselt und natürlich wurde auch gleich wieder aufgetankt. Welt, was willst du mehr? Die Auslaufrunde ist wieder top. Die Runden danach immer in den Top 5 des Gesamtklassements. Mit den Regenreifen gibt es jetzt kein Halten mehr. Platz für Platz geht es nach vorne. Vor mir taucht erst der „Nadelstreifen“ Porsche auf, kein Problem. Dann der Ford GT 40 von Jürgen Alzen. Eigentlich auch kein Thema. Das Auto lässt sich wie im Lehrbuch fahren. Vollgas auf der Geraden. Anbremsen bis in den Regelbereich. Bremse lösen und einlenken. Im Scheitelpunkt vorsichtig rausbeschleunigen und dann wieder Vollgas und das Spiel beginnt von Neuem. Zum Süchtig werden!!! Wie kann ein Fronttriebler so genial sein. Was Raeder da mit Audi auf die Straße gestellt hat ist mit Worten kaum zu beschreiben. Wenn es ein Auto für „Gentleman-Driver“ gibt, dann dieses. Bei jeder Witterung sauschnell. Bezahlbar und beherrschbar, was will man mehr.

Ach ja, das Rennen. Einmal ist dann mein Blutdruck dann doch noch mal hoch gegangen. Kurz vor Rennabbruch Anfahrt Flugplatz. Vor mir ein BMW, davor der Scirrocco mit der Nummer 331. Schon früh kündige ich meine Überhohlabsicht mit Lichthupe an. Die Steckenposten schwenken die blauen Flaggen. Der BMW macht fair Platz. Auch der Scirocco geht nach rechts. Kaum neben ihm kommt er unvermittelt nach links. Ich weiche aufs Grün aus, aber die Fahrzeuge berühren sich. Was sagte schon Jody Scheckter. „Wenn du alles unter Kontrolle hast, bist du zu langsam.“ Genau diesen Zustand hatte ich. Doch auch hier zeigt der Fronttriebler seine Stabilität. Ich komme gut auf die Strecke zurück. Auto scheint ok. Reifendruck ? Ich schalte das Display auf Ebene 2. Bevor ich das Schwedenkreuz nehme möchte ich schon wissen, was mit den Reifen ist. … Alles ok.  Bei der Durchfahrt über Start/Ziel nimmt Thomas meine rechte Seite genau unter die Lupe. Keine Schäden erkennbar.

Langsam breitet sich Nebel aus. Besonders bei Start und Ziel nimmt die Sicht dramatisch ab. Teilweise weniger als 20 Meter, die Folge…Rennabbruch. Eine richtige und weise Entscheidung der Rennleitung. Sicherheit muss an oberster Stelle stehen. Wir hatten uns bis auf Position 8 vorgekämpft. Bei der Performance des Autos wäre es bei normaler Rennlänge sicher eine Top 5 Platzierung geworden. Aber, hätte wäre wenn, gilt nicht. Position 8 im ersten Rennen ist einfach super. Grund zur Freude für´s ganze Team. Mit einer kleinen Träne. Christoph ist durch den Rennabbruch leider nicht zum Einsatz gekommen. Er hätte es so verdient. Na ja, in 2 Wochen ist ja das nächste Rennen.

 

Bis dann, auf ein Wiedersehen auf der schönsten Rennstrecke der Welt !!!

 

ELMAR

 

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